Im Rahmen des Kursthemas Neurobiologie berichtete Kim Denise Hansmann in einem sehr emotional ergreifenden, authentischen Vortrag den beiden Q3 Biologie-LKs von Frau Stengel und Frau Franz von ihrem Leben mit der Krankheit Multiple Sklerose (MS).

Die Krankheit mit 1000 Gesichtern, so wie Kim sie beschreibt, wurde bei der heute 23jährigen mit acht Jahren diagnostiziert. Damals wachte sie auf und konnte ihre rechte Hand nicht mehr bewegen. Mit dem Verdacht auf einen Schlaganfall wurde sie im Krankenhaus behandelt und das Ergebnis einer Lumbalpunktion führte zu der lebensverändernden Diagnose. Neu war das Krankheitsbild für Kim nicht, denn bereits ihre Mutter, die heute in einer Pflegeeinrichtung betreut werden muss, leidet seit nun mehr 25 Jahren unter der aggressiven Form der MS.

Kim Denise Hansmann, eine nach außen scheinbar gesunde junge Frau voller Lebensmut und Lebensfreude, hat in ihrer Vergangenheit sehr viele Schicksalsschläge einstecken müssen. Die Krankheit ihrer Mutter, die aufgrund der MS zweifach querschnittsgelähmt ist, zwischendurch erblindete und parallel noch Spastikerin ist, führte nach Kim’s Erzählungen schon während ihrer Pubertät zu einem Rollentausch von Mutter und Tochter zu Patientin und Pflegerin. Sie musste schon früh zu Hause viel Verantwortung übernehmen und sich intensiv um ihre Mutter und ihren jüngeren Bruder kümmern. Parallel dazu musste sie selber akzeptieren und damit leben lernen, dass sie ebenfalls von der Krankheit betroffen ist. Heute arbeitet sie neben ihrem Beruf als Krankenpflegerin als ehrenamtliche MS-Beraterin und betreut viele Erkrankte in Zusammenarbeit mit Neurologenpraxen im Bereich Göttingen bis Eschwege. In ihrer eigenen Sendung „yoin“ (young inclusion) berichtet sie regelmäßig über das Leben mit Multipler Sklerose.

Sie erzählt uns von den vielen verschiedenen Symptomen, den Diagnosemöglichkeiten, den regelmäßigen Kontrollen, verschiedenen Therapieformen und ihrer Entscheidung medikamentenfrei weiterzuleben, neuen Schüben, rechtlichen Grundlagen, psychischen Problemen und ihrer Motivation sich aktiv für Erkrankte einzusetzen. Sie spricht den Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal aus zweifacher Sicht an; aus Sicht der Tochter einer zu pflegenden Mutter und aus der eigenen Perspektive als Krankenpflegerin.

Auf die Frage, wie sehr sie die Krankheit im Alltag einschränkt und wie ihre Zukunftspläne seien, reagiert Kim mit einem Lächeln im Gesicht. „Es ist tödlich, darüber nachzudenken, was morgen ist. Ich sehe zu, dass ich beschäftigt bin, damit meine Platte mir keinen Streich spielen kann und ich nicht ins Grübeln komme, was wiederum einen neuen Schub auslösen könnte.“

Mit dem Satz, dass es zwei Dinge gibt, für die sie alles geben würde, nämlich für ihren Bruder und für die Gesundheit, verabschiedet sich Kim Denise Hansmann.


 

 

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